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Fliegen und fliegen lassen

Von Bienen und anderen Freuden

Ohne die harte Arbeit von Rangierarbeitern wie Emanuel Wieland geht auf den RhB-Schienen nichts. Der Bündner Oberländer hat aber auch eine sanfte Seite: Er ist Bienenfreund.

«Hoi Maitla», sagt Emanuel Wieland und öffnet behutsam die Tür zu seinem Bienenhaus in Luven, in der Surselva. Wer durch diese Tür geht, betritt eine faszinierende Welt. Wieland erkundet sie jeden Tag ein bisschen mehr. Er hebt die Deckel der Kästen, schaut nach den Königinnen seiner 15 Völker und sagt Dinge wie: «Wenn ich Honig ernten kann, ist das eine Bestätigung, dass ich das Jahr über einen guten Job gemacht und auf die Völker geachtet habe. Aber was mich wirklich interessiert, ist nicht der Honig, sondern das Wesen dieser Tiere.»

Während immer wieder Bienen über seine Hände oder sein Gesicht krabbeln, erzählt er begeistert, wie sich seine Schützlinge an Düften orientieren. Oder genau wissen, wann der 21. Juni ist. «Dann ist Sommersonnenwende, und just ab diesem Zeitpunkt verlangsamt die Königin ihre Eierproduktion.» Faszinierend sei auch die Kommunikation untereinander: «Die erfolgt tatsächlich durch Bewegungen, die man als Mensch mit Tanzschritten umschreiben würde», erklärt Wieland. Bienen haben im Winter zudem ein eigenes Heizungssystem. Der Imker, der sich lieber als Bienenfreund oder Bienenvater bezeichnet, erzählt von den «Tankwartinnen»: «Sie versorgen die ‹Heizbienen› mit Futter, das diese wiederum in Wärme umwandeln. Diese Wärme ist im Sommer überlebenswichtig für die Brut, im Winter für das ganze Volk. Bienen handeln und denken nicht als Individuen, sondern als Gemeinschaft.»

Die Augen des Lokführers

Für andere mitdenken und handeln, das tut auch Emanuel Wieland. Er ist ja nicht hauptberuflich «Bienenvater», sondern Rangierarbeiter bei der Rhätischen Bahn und arbeitet mal in Ilanz, mal in Disentis. «Die Arbeit ist vielfältig. Manchmal verlade ich mit einem Kran tonnenschwere Container, dann bin ich wieder so etwas wie das zweite Augenpaar des Lokführers», erzählt er. Letzteres ist der Fall, wenn RhB-Fahrzeuge im Bahnhof verschoben werden. Dann dirigiert Wieland das Manöver per Funk. «Dabei ist es wichtig, dass wir uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen können. Sonst können die Folgen verheerend sein.» Er umschreibt diese Aufgabe mit einem schönen Gleichnis: «Rangieren ist wie Schachspielen. Man muss die verschiedenen Züge und Gleise vorausdenken, damit sie sich nicht in die Quere kommen.»

Nicht jedermanns Sache

Menschen wie Wieland bekommen die RhB-Fahrgäste meist nur am Rande mit. Doch ohne sie würden die Züge den Bahnhof nicht verlassen: Bremsen lösen, Kupplungen trennen, Wagen rangieren, Güterzüge zur Abfahrt vorbereiten und technische Kontrollen gehören zu den unzähligen Aufgaben. «Ich prüfe und beurteile auch die Wagen auf ihre Einsatztauglichkeit. Wenn etwas nicht stimmt, versuche ich dem auf den Grund zu gehen und informiere den Lokführer oder die Lokführerin», beschreibt Wieland seine Arbeit weiter. Er würde es zwar nicht sagen, aber er hat nicht nur einen verantwortungsvollen, sondern auch einen körperlich anstrengenden Job. Die Frühschicht beginnt um 4.45 Uhr, die Spätschicht endet oft gerade dann, wenn im Schweizer Fernsehen die Infosendung «10vor10» läuft. Es ist sicher auch nicht jedermanns Sache, mitten im Winter bei Minusgraden mit schweren Kupplungen zu hantieren. «Klar, du frierst manchmal und hast nasse Hände, weil die mechanischen Teile voller Schnee sind. Aber hey – ich bin immer draussen und bekomme das Wetter, die Jahreszeiten und die Natur hautnah mit. Und das liebe ich an meinem Job.»

Immer dazulernen

Früher flog der gelernte Mechatroniker und Netzelektriker noch mit einem Gleitschirm hoch über der Surselva. Doch dann kam ein Absturz. «Heute lasse ich fliegen», scherzt er und zeigt auf seine Bienen. In seinem Kopf und wohl auch in seiner Seele summen diese Insekten schon lange. Doch erst vor fünf Jahren fasste er sich ein Herz und fragte seine Nachbarin, ob er das alte, kurz vor dem Zusammenfallen stehende Bienenhäuschen haben könne. In unzähligen Stunden restaurierte er den Holzschopf und begann mit einem einzigen Volk. Heute gibt es kaum etwas im Leben der Bienen, das ihm fremd ist. Mit Emanuel Wieland könnte man tagelang über seine Leidenschaft reden, und Bieneninteressierte sind bei ihm immer willkommen. Und gerne gibt er ihnen einen wichtigen Hinweis mit auf den Weg: «Bienen sind grundsätzlich nicht aggressiv. Aber sie verteidigen ihr Daheim. Erst wenn man sie gröber stört, stechen sie – vielleicht. Doch erst dann, wenn man die Warnungen – lästiges Herumschwirren und verstärktes Summen – ignoriert. Bei diesen Anzeichen bitte nicht herumfuchteln, sondern sich ohne Hektik zurückziehen.» (fb)

Proxima fermada – Honig aus der Surselva

Emanuel Wielands Bienen produzieren vom Frühling bis in den Herbst hinein verschiedene Honigsorten.

Infos unter 079 432 68 04 und bit.ly/honigladen

invia
Publiziert am: 14.04.2025

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