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Mensch zwischen Natur und Maschine.

Die Strecke über den Oberalppass gehört zu den imposantesten der Matterhorn Gotthard Bahn. Aber auch zu den anspruchsvollsten, was Unterhalt und Sicherheit anbelangt. Peter Epp kennt wortwörtlich jeden Meter dieser Bahnlinie – und verbringt auch seine Freizeit oft ganz in der Nähe: beim Fischen im Oberalpsee.

Pilger und Krieger, Händler und Mönche, Kelten, Walser und Romanen – alle zogen sie im Lauf der Jahrhunderte über den Oberalppass. Bis ins 19. Jahrhundert führten nur Saumpfade vom Urserental im Kanton Uri in die bündnerische Surselva, von Andermatt nach Disentis. 1862 begann der Bau einer schmalen Strasse und seit 1926 fährt die Bahn über den Pass auf 2 044 Meter. Wie kaum eine andere Strecke in Europa ist sie Wind und Wetter, Steinschlag und Lawinen ausgesetzt und so steil, dass sie über rund 16 Kilometer nur mit Zahnradantrieb bewältigbar ist. Damit die Züge der Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn) trotzdem immer fahren und dabei die Sicherheit der Passagiere gewährleistet ist, braucht es Menschen wie Peter Epp.

Einer von hier

Menschen, die mitten in der Nacht aufstehen und auch bei 25 Grad unter null mit ihren Maschinen – und auch mal von Hand – die Schienen und Weichen vom Schnee befreien. Oder bei der grössten Sommerhitze in den Felswänden herumklettern, um Steinschlag zu verhindern. Sie fällen Bäume, die zu nahe an den Gleisen stehen, laufen die Strecke regelmässig zu Fuss ab, um keine allfälligen Gefahren zu übersehen. Peter Epp selber macht kein grosses Ding daraus: «Ich bin ein Naturmensch, hier in den Bergen, in Bristen im Kanton Uri, in eine Bähnlerfamilie hineingeboren worden. Mein Vater, mein Bruder und mein Schwager sind bei der MGBahn, das liegt uns wohl im Blut. Ich kann mir keine schönere Arbeit vorstellen. Müsste ich ins Unterland, in die Stadt gar, ich würde dort wohl verkümmern.» Zu seinem Team, das Infrastruktur Fahrbahn heisst, gehören insgesamt 17 Leute, die auf beiden Seiten des Bergs in Sedrun und Andermatt stationiert sind.

«Das sind Menschen wie ich, Menschen, die anpacken können. Oft sind sie hier oben aufgewachsen oder schon lange da und mit der Natur und ihren Gefahren und Launen vertraut», sagt der Familienvater von drei Kindern. Er ist stellvertretender Teamleiter und mit seinen Leuten immer mal wieder auch nachts unterwegs. «Zu unserer Arbeit gehört eben auch das Auswechseln von Gleisen und Schwellen. Das kannst du nur dann machen, wenn keine Züge verkehren – also in der Nacht. Dann stehen wir unter Zeitdruck, jeder Handgriff muss sitzen und jeder muss sich auf jeden verlassen können. Wenn am Morgen der erste Zug wieder fährt, die ersten Passagiere zur Arbeit gehen, muss alles fertig sein.» Aber das Arbeiten, das Zupacken, der Zeitdruck – das ist ja nur die halbe Realität. Epp greift zum Computer und zeigt Bilder, die er selbst aufgenommen hat. Bilder, die nur einer machen kann, der im richtigen Augenblick am richtigen Ort steht. Etwa bei den Gleisen, wenn eine Lok oder ein Pflug sich durch meterhohen Schnee kämpft. Oder wenn ein neuer Tag geboren wird und der erste Sonnenstrahl den tiefverschneiten Oberalppass streichelt. Der Urner zeigt Sonnenauf- und -untergänge oder Bergpanoramen und sagt: «Das ist meine Heimat. Es ist das Paradies, die Natur. Hier sind meine Wurzeln.»

Fischen als Ausgleich

Doch auch ein angefressener Bähnler hat und braucht Ferien und Freizeit. «Wenn ich dann nicht gerade auf der Jagd bin, dann gehe ich fischen. Aber nicht allein, sondern mit der ganzen Familie. Wir nehmen das Zelt, campieren an einem Bach oder Bergsee und geniessen das Leben draussen. Ich werfe jeweils die Angel aus, ob ich dann etwas fange – ‹einen Zupf mache› – oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle», sagt Epp. «Wichtig ist das ganze Drum und Dran: das Leben draussen mit meiner Frau, unseren Kindern.» übrigens ist auch das Fischen und Jagen eine ererbte Familientradition, die Peter Epp bereits weitergegeben hat: «Meine Kinder haben auch bereits die Freude daran entdeckt», sagt er und versteckt nicht, dass ihn das stolz macht. Doch manchmal geht der MGBähnler auch allein in die Berge oder zum Fischen. «Wenn ich zur Ruhe kommen will, das innere Gleichgewicht finden oder nach hektischen Arbeitstagen runterkommen muss – dann gibt es nichts Besseres. Komme ich dann zurück, sind die körperlichen und geistigen Batterien wieder aufgeladen.»

Verantwortung für die Passagiere

Innerlich ruhig zu sein und überlegt zu handeln, das ist essenziell für die Leute um Epp. «Wir arbeiten nicht nur selbst oft in Extremsituationen. Wir müssen auch Entscheide für die Passagiere treffen», erklärt er. «Das Wetter hier oben kann sich von einer auf die andere Stunde ändern. Vor allem im Winter konsultiere ich stündlich die Wetterprognosen. Wir arbeiten auch eng mit Leuten vom Institut für Schnee und Lawinenforschung Davos, den in Andermatt stationierten Gebirgsspezialisten der Armee, aber auch mit der Skiarena Andermatt–Sedrun–Disentis zusammen. Den Entscheid, ob wir einen Zug fahren lassen oder nicht, den fällen und verantworten aber wir ganz allein.» Dabei geht es nicht nur um allfällige Lawinen. Auf dem Oberalppass sind starke Orkane ebenso möglich wie Steinschläge. Doch der Einheimische gibt Entwarnung: «Die MGBahn verfügt überein hochprofessionelles Naturgefahrenmanagement und hat in den vergangenen Jahren massiv in modernste Sicherheitstechnik investiert.» Er erwähnt etwa Windmessanlagen, Verbauungen oder Lawinensprenganlagen. «Mit diesen Mitteln gelingt es, die Naturgefahren einzudämmen», sagt er. Pilger oder gar Krieger kommen heutzutage eher wenige über den Oberalppass. Zu den MGBahn-Passagieren gehören Menschen, die tagtäglich zur Arbeit gehen, und vor allem auch Touristen. Diese ahnen nicht, welcher Aufwand hinter der Instandhaltung der Infrastruktur am Berg steckt. Und während der Pass im Winter für den Strassenverkehr gesperrt ist, fährt die Matterhorn Gotthard Bahn täglich. Zuverlässig und sicher, dank Peter Epp und seinen Bähnler-Kollegen. (ba)

invia
Publiziert am: 11.04.2024

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